EYES
- natalieswysen
- 28. Mai 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 29. Mai 2024

Ich sitze da und schaue in seine Augen.
Augen, die immer wieder weit in die Ferne schauen.
Augen, die in mir das Bild eines panischen Rehs aufkommen lassen.
Augen, die mich tiefe Trauer fühlen lassen.
Augen, die mir das Gefühl der Hoffnungslosigkeit vermitteln.
Ich sitze da, höre zu, stelle Fragen.
Zu gleicher Zeit überschlagen sich die Gedanken und Empfindungen in meinem Kopf.
Am liebsten möchte ich ihn in den Arm nehmen, halten und ihm somit den Raum geben, sich diesen Emotionen mal hinzugeben.
Denn ja, reden können wir meistens gut, doch mit dem Reden kaschieren wir manchmal auch unseren wahren Gemütszustand.
Sobald jedoch eine Berührung ins Spiel kommt, geht das nicht mehr so einfach.
Dann übernimmt der Körper das Steuer und teilt sich unmissverständlich mit.
Ich möchte diesen erwachsenen Mann am liebsten in den Arm nehmen, damit sein innerer Junge, der völlig panisch und überfordert ist, einfach mal weinen kann.
Sich einfach mal sicher und geborgen fühlen kann.
Der Mensch, zu dem diese Augen gehören, befindet sich seit etwa 4 Jahren im Ausnahmezustand.
Doch das ist aus meiner Sicht nur die halbe Wahrheit. Dieser Ausnahmezustand hat schon früher angefangen. Vor 4 Jahren hat er sich dann "einfach" manifestiert.
Dieses "einfach" ist eben nicht einfach.
Es war eine Wahl. Die Wahl seiner Seele, seines Körpers.
Doch der Mensch, sprich das Ego, struggelt enorm.
Es ist ja auch nicht einfach, sich einzugestehen, dass man einen Kurswechsel einschlagen muss.
Denn dieser Kurswechsel bedeutet unter Umständen einen Einsturz des bisherigen Weltbildes, einen Jobwechsel, einen Lebensstilwechsel, einen Beziehungswechsel oder einen Wohnsitzwechsel oder sogar alles miteinander.
Doch dieser Kurswechsel bedeutet auch, dass man aus der Opferhaltung rauskommt (-> ALLE! Menschen, die das Gefühl haben, dass ihnen das Leben einfach so passiert, befinden sich in dieser Opferhaltung) und in die Bestimmerenergie, sprich in die Eigenverantwortung wechselt (d.h. man wird sich immer mehr und mehr bewusst, dass JEDER einzelne Gedanke und JEDE einzelne Handlung eine direkte Auswirkung auf das eigene Leben haben).
Ich sitze da und frage, wie es denn mit den Emotionen ausschaut. Was die so sagen.
Er lächelt verlegen, sagt, dass er froh sei, dass er Kinder hätte.
Danach ist das Gespräch beendet.
Doch seine Augen erzählen mir das, wofür er gerade keine Worte findet.
Diese Augen, die diese Angst und Panik spiegeln.
Diese Augen, die es verdient haben, dass endlich wieder die Sonne aus ihnen herausstrahlt.
Eyes: Ich hab da direkt jemanden vor Augen auf den diese Erzählung passt. Liebe Natalie, du hast eine schöne Sprache um deine Wahrnehmungen ausdrücken zu können. Ich meine deine Erzählung nachvollziehen zu können. Fühlt sich „stimmig“ an. Dankeschön 🤲🏻